Burg und Schloss Allstedt

Die Allstedter Gespräche laden 2022 bis 2025 zweimal jährlich dazu ein, sich mit Müntzers Erbe auseinanderzusetzen und über aktuelle Fragen und Herausforderungen der heutigen Gesellschaft zu diskutieren. Mit der Veranstaltungsreihe soll das Bauernkriegsjubiläum gewürdigt werden.

In den Jahren 1524 und 1525 fanden große soziale, religiöse und wirtschaftliche Missstände ihren Höhepunkt in der Revolution des gemeinen Mannes, dem Bauernkrieg, der weite
Teile der Alpenregion, Süddeutschlands, des Rheinlandes und Mitteldeutschlands umfasste.

Die zunehmende Verschlechterung der Arbeits- und Lebenswelt des gemeinen Mannes im vorreformatorischen Zeitalter führte dazu, dass Forderungen nach der Wiederherstellung althergebrachter Rechte gestellt wurden.

Die von dem gemeinen Mann – als dem nicht herrschaftsfähigen Untertan – fälschliche Auslegung der von Luther beschriebenen „Freiheit eines Christenmenschen“ auf das irdische Reich mündete in Aufständen, die angesichts der unterschiedlichen Interessen, Auswirkungen und Verläufe in verschiedenen Regionen unter den Begriff Bauernkrieg zusammengefasst werden.

In den Jahren 2024 und 2025 wird dieser Bewegung gedacht, in der die Reformation ihre revolutionäre Sprengkraft verlor. Zugleich wird der Kampf der Aufständischen als erste Demokratiebewegung gewürdigt. Ein Erbe, das es zu bewahren gilt.

Unweigerlich wird der radikale Theologe und Reformator Thomas Müntzer mit dem Bauernkrieg in Verbindung gebracht. Von März 1523 bis August 1524 war er Pfarrer in Allstedt. In dieser Zeit machte er die kleine Ackerbürgerstadt zum Zentrum einer radikalen Reformationsbewegung, Experimentierfeld, Labor und Mikrokosmos seiner Ideen. Von diesem Hotspot des linken Flügels der Reformation gingen entscheidende Impulse aus.

Auftakt der Allstedter Gespräche am 5. Mai 2022

Ausgangspunkt für das 1. Allstedter Gespräch bildete die berühmte Fürstenpredigt vom 13. Juli 1524, in welcher der Reformator Thomas Müntzer die Willkür der weltlichen und geistlichen Obrigkeit und ihre Reformunwilligkeit anprangert. Damit räumte er dem Untertan zum ersten Mal ein Widerstandsrecht gegen die Obrigkeit ein. Diese Predigt bedeutete damit einen Umbruch in der Geistesgeschichte – vom unmündigen Untertan zum selbstbestimmten Menschen.

Auf der Podiumsdiskussion wurde über die Frage diskutiert, ob diese Predigt also als Markstein für die Entwicklung demokratischer Grundrechte gewertet werden kann. Denn, Macht und Regierung gehen vom Volke aus – so lässt sich Demokratie definieren und ähnlich formuliert es das Grundgesetz. Demokratie lebt also von der Teilhabe möglichst vieler Menschen.

Es diskutierten:

Allstedter GesprächeProf. Dr. Hans-Jürgen Goertz, Theologe und Historiker, bis 2002 Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Hamburg

Prof. Dr. Michael Dreyer, Historiker, seit 2005 Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Katrin Budde, MdB (SPD), Vorsitzende Ausschuss Kultur und Medien im Deutschen Bundestag

Adrian Hartke, Museumsleiter Burg & Schloss Allstedt

 

Das nächste Allstedter Gespräch zum Bauernkriegsjubiläum findet im Herbst statt. Die Reihe wird gemeinsam von der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt und dem Burg- und Schlossmuseum Allstedt organisiert.

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